Babyblues erkennen: Meine persönliche Erfahrung
Babyblues: Was du wissen solltest
Die Geburt eines Babys ist eine aufregende Zeit voller Freude, aber auch Herausforderungen. Viele frischgebackene Eltern erleben in den ersten Tagen nach der Geburt den sogenannten Babyblues.
Was ist der Babyblues?
Der Babyblues, auch als postpartale Stimmungsschwankungen bekannt, betrifft etwa 50-80% der Mütter. Er tritt meist in den ersten Tagen nach der Geburt auf und kann bis zu zwei Wochen andauern. Typische Symptome sind Stimmungsschwankungen, Weinen ohne ersichtlichen Grund, Schlafprobleme und eine allgemeine Erschöpfung.
Ursachen des Babyblues
Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt, aber hormonelle Veränderungen, Schlafmangel und die Anpassung an die neue Lebenssituation spielen eine wesentliche Rolle. Auch Väter können ähnliche Symptome erleben, wenn auch seltener.
Meine persönliche Erfahrung mit dem Babyblues
Ich hatte bei meinem zweiten Kind einen Babyblues, der von der ersten Woche nach der Geburt bis zur siebten Woche andauerte. In dieser Zeit ging es mir nicht gut, und ich konnte zunächst nicht benennen, was mit mir los war. Das Verrückte ist, dass ich theoretisch gut über Babyblues informiert bin, allerdings in der Phase, in dem ich selbst davon betroffen war, meine negativen und mich belastenden Gefühle nicht benennen konnte. Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, dass mein Babyblues länger andauerte als üblich und es mir nicht nur in den ersten zwei Wochen schlecht ging, sondern die Symptome bis zur siebten Woche nachwirkten. Ich bin dann ganz offensiv mit dem Thema umgegangen und habe es Familie und Freunden erzählt. Zum einen, um es selbst zu verarbeiten, und zum anderen, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen.
Ich habe viel darüber nachgedacht, was die Gründe für meinen Babyblues gewesen sein könnten. Bei meinem ersten Kind waren die Geburt und die ersten Tage überwältigend schön und alles war neu, weshalb es große Emotionen gab, sowohl positive als auch negative. Ich ging davon aus, dass es beim zweiten Kind genauso sein würde. Es war jedoch ganz anders – viel routinierter. Ich kümmerte mich nicht ausschließlich um den neuen Zuwachs, sondern war schnell wieder im Alltag. Das hat bei mir das Gefühl ausgelöst, dass ich mein zweites Kind weniger lieben würde als mein erstes. Jedes Mal, wenn ich mein Baby ansah, hatte ich das Gefühl, mir sagen zu müssen, dass ich es genauso liebe wie mein erstes Kind. Da meine beiden Kinder gleichen Geschlechts sind, habe ich viel verglichen, was noch größeren Druck auf mich ausübte, dass auch wirklich gleich empfinden muss gegenüber beiden Kindern.
Plötzlich kamen unerwartete Gedanken hinzu: War das also die letzte Schwangerschaft? War es das letzte Mal, dass ich ein so kleines Baby bei mir haben würde? Vor der Geburt meines zweiten Kindes war mir emotional sehr klar, dass ich zwei Kinder haben möchte. Dieses Gefühl verstärkte meine Schuldgefühle gegenüber meinem zweiten Kind, dass ich nicht einfach rundum glücklich war und mir sogar schon Gedanken über ein nächstes Kind machte, während mein perfektes, wunderschönes und gesundes Baby vor mir lag. Zusammengefasst haben das Vergleichen und Überdenken große Schuldgefühle bei mir ausgelöst und mich in den ersten sieben Wochen begleitet.
Dann geschah das Wunder, das ich erst rückblickend als solches erkennen durfte: Als mein Baby mich das erste Mal anlächelte, nahmen die negativen Gefühle ab und verpufften fürs Erste. In Kombination mit meinem offenen Umgang, viel Reden und auch immer wieder Weinen beim Erzählen, dachte ich, es gut überstanden zu haben. Bei der Geburt meines dritten Kindes war ich sehr darauf bedacht, darauf zu achten, ob ich wieder einen Babyblues bekommen würde, was zum Glück nicht der Fall war. Doch 17 Monate später, mit der Geburt meines dritten Kindes, kam ein Revival: Schuldgefühle flammten wieder auf, dass ich damals so gegenüber meinem zweiten Kind gefühlt hatte. Ich habe dem negativen Gefühl einen Monat gegeben, und als es nicht von alleine wieder gehen wollte, habe ich mir professionelle Hilfe in Form eines Beratungsgesprächs und einer Selbsthilfegruppe geholt. Eine Sitzung hat bereits sehr viel geholfen, da ich das Glück hatte, dass die Moderatorinnen mich als Sitzungsthema genommen haben und ich all meine Gedanken und negativen Gefühle in der Runde teilen und loswerden konnte.
Umgang mit dem Babyblues
Akzeptanz und Verständnis: Es ist wichtig, die eigenen Gefühle anzunehmen und zu wissen, dass der Babyblues normal ist.
Unterstützung suchen: Gespräche mit dem Partner, Familie oder Freunden können helfen.
Selbstfürsorge: Ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und kleine Auszeiten können das Wohlbefinden verbessern.
Der Babyblues ist meist vorübergehend. Wenn die Symptome jedoch länger als zwei Wochen anhalten oder intensiver werden, kann dies auf eine postpartale Depression hinweisen, die professionelle Hilfe erfordert. Es gibt viele Angebote für Komplikationen nach der Geburt, und ich wünsche jeder Frau, die mit Babyblues, Wochenbettdepression oder Ähnlichem nach der Geburt zu kämpfen hat, dieses Angebot anzunehmen.
Anlaufstellen und Unterstützung
Schatten und Licht e.V.: Eine Organisation, die Hilfe und Unterstützung für Frauen mit postnatalen Depressionen und anderen psychischen Problemen rund um die Geburt bietet.
Deutsche Depressionshilfe: Informationen und Hilfsangebote für Menschen mit Depressionen, einschließlich postnataler Depression.
Postpartum Support International (PSI): Internationale Organisation, die Unterstützung und Ressourcen für Frauen mit postpartalen psychischen Erkrankungen bietet (Seite auf Englisch).